Echte Papas

Echte Papas

Der Papa-Podcast

Transkript

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00:00:02: Marco Dann sage ich mal herzlich willkommen, Dark, bei den echten Papas. Schön, dass du da bist.

00:00:07: Echte Papas Mamas Herzlich Willkommen, Dark! Schön, dass du da bist. Ja, gerne.

00:00:08: Dag Schölper Danke, dass ich da sein darf.

00:00:11: Marco Ja, gerade spannende Zeiten. Wir stehen kurz vor der Bundestagswahl und wir dachten, wir sprechen heute so ein bisschen über das, was die letzten vier Jahre passiert ist, das, was vielleicht die nächsten vier Jahre kommt, aber natürlich auch über dich und über deine Position. Du bist ja schon seit dem Jahr 2013 Geschäftsführer vom Bundesforum Männer, einem Interessenverband für Jungen, Männer und Väter.

00:00:36: Marco Und ich kenne den, Flo kennt den, aber einige Hörer und Hörerinnen kennen das Bundesforum vielleicht noch nicht und für alle die, die bisher noch nichts von euch gehört haben. Deshalb die Frage zum Einstieg. Wie kam es zur Gründung und was sind denn die Aufgaben eures Verbandes eigentlich?

00:00:54: Dag Schölper Das Bundesverum Männer wurde als Verein 2010 gegründet. Wir sind ein Dachverband mit

00:01:02: Dag Schölper jetzt 40 Mitgliedsorganisationen. Ich betone es Organisationen. Es ist also kein Einzelpersonenverband, sondern hier sind also eine Dachverbandslogik. Und wer ist da drin? Hier sind die Stimmen aus dem Feld der jungen Männer, Väterarbeit, der kritischen Männlichkeitsforschung und der Gründungsvorsitzende sprach mal von den einsamen Helden der Männerbewegung versammelt. Also um denjenigen aus diesem Feld, aus diesen Themen,

00:01:31: Dag Schölper auf der bundespolitischen Ebene eine fachpolitische Stimme zu verleihen, weil es war schon so, dass es hier und da im Osten und Westen und Norden und Süden vereinzelte Akteure gab. Und immer wenn irgendwer politisch mal was aus dem Feld, was haben eigentlich Männer dazu zu sagen, suchte, war es relativ umständlich für die bundespolitischen Verantwortung tragenden da jemanden zu finden. Und da dachte man sich, man braucht irgendwie mal so eine Organisation, wie es das ja auch Seiten von Frauen mit dem Frauenrat schon seit vielen Jahrzehnten gab.

00:02:00: Dag Schölper und dachte, das bräuchte es doch auch mal für Männer. Das war so die eine Richtung. Das andere war, dass die Menschen, die in dem Feld eben unterwegs waren, dachten, lasst uns doch das Rad nicht immer wieder neu erfinden, sondern uns zusammentun, dass wir ein fachliches Forum haben, wo wir uns vernetzen können, wo wir in den Austausch kommen, wo wir uns kennenlernen können.

00:02:18: Dag Schölper Und wo wir uns auch gemeinsam abstimmen, was es denn auf der politischen Agenda eigentlich braucht. Und dann auch dafür zu sorgen, dass es auf die politische Agenda kommt. So. Also das heißt, diese zwei Ebenen das Gegenüber für die Politik zu sein, aber auch die fachliche Vernetzung voranzubringen. Und das tun wir jetzt seit über zwölf Jahren. Genau. Zwölf Jahre. Mein Gott, die Zeit vergeht. Fünfzehn Jahre.

00:02:41: Dag Schölper Genau. Und was sind das so konkret? Wir haben beispielsweise online das Männerberatungsnetzangebot. Da finden Männer leicht Beratungsstellen, wenn sie Fragen haben. Nach Themen sortiert von Vaterschaft bis Arbeitslosigkeit kann man sich dort

00:02:57: Dag Schölper Unterstützung suchen. Das ist ein bisschen wie die gelben Seiten für Männerberatung. Und es ist auf der anderen Seite für diejenigen, die das anbieten, diese eher auf Männer fokussierten Beratungsangebote, dass die auch eine Plattform haben, um ihm leichter an den Mann zu kommen, im wahrsten Sinne des Wortes. Und zweites, was wir gerade machen, ist eine kleine Kampagne Männer gegen rechts. Da haben wir uns mit Kollegen zusammengeschlossen, um hier

00:03:24: Dag Schölper gemeinsames Signal zu machen. Solche Dinge tun wir und wir arbeiten mit den Frauenpolitischen Organisationen zusammen, gemeinsam Gleichstellungspolitik voranzubringen.

00:03:33: Marco Aber eine wichtige Anlaufstelle im Grunde für alle Männer und Väter. Für jegliches Problem.

00:03:38: Dag Schölper Genau, also als Dachverband sind wir jetzt nicht diejenigen, die selbst Beratung anbieten. Das ist manchmal verwirrend. Wenn jemand anruft, reden wir freundlich mit denen, versuchen gut weiterzuverweisen. Aber das ist manchmal irritierend, weil die Annahme ist, wir würden unmittelbar Hilfe anbieten können. Das können wir so nicht. Wir haben keine Beratungseinrichtung hier selbst vor Ort. Aber das ist auf der anderen Seite auch immer wieder gut und wichtig,

00:04:05: Dag Schölper auch festzustellen, sind wir wirklich an den Themen dran, die Männer auch umtreiben oder haben wir uns das hier nur am Schreibtisch ausgedacht? Von daher ist das auch gar nicht schlimm, sondern eher spannend und anregend häufig. Aber wie gesagt, wir setzen uns eher auf einer politischen, bisschen abstrakteren Ebene für Themen von jungen Männern und Vätern ein. Genau. Ja.

00:04:24: Echte Papas Mamas Das heißt, ihr seid im Grunde genommen, ihr habt eine höhere Flughöhe, sag ich mal, aus der Perspektive und koordiniert dann und sammelt Informationen, Stimmung etc.

00:04:35: Dag Schölper Genau, also das Unmittelbarere machen die Mitgliedsorganisationen, die sind dann eben Träger von Männerberatungseinrichtungen oder der Väterarbeit oder sind wirklich im Feld mit Jungs unterwegs und machen die jungen Arbeit in den Jugendhilfeeinrichtungen oder den Schulen und so weiter. Da sind dann die Kollegen, die dann unmittelbar mit den Männern arbeiten oder den Vätern.

00:04:55: Echte Papas Mamas Das klingt nach einem sehr vielfältigen Gremium, was ihr bildet und ihr kümmert euch bzw. habt dann eben euer Ohr an den Männern im Allgemeinen als auch im Speziellen oder bei den Vätern im Speziellen. Männer übergeordnet, Väter dann ist ja eigentlich

00:05:13: Dag Schölper Eine Teilgruppe. Nee, nicht abgesehen von allen.

00:05:13: Echte Papas Mamas Teilgruppe kann man so sagen. Was sind denn die besonderen Herausforderungen heute oder wovor stehen denn die Väter vor welchen besonderen Herausforderungen mal abgesehen von. Also ich wollte gerade mal ausholen, aber ich glaube, das fällt mir schwerer jetzt Beispiele, weil da sind so viele Dinge, dass.

00:05:37: Dag Schölper Ich glaube, die Fragestellung war eigentlich ganz schön, weil du von den Männern zu den Vätern geleitet hast. Also wichtig ist schon, nicht alle Männer sind Väter. Also bei den Themen ist es schon sinnvoll, dass man diese Zielgruppe Väter in den Blick nimmt und hat, aber dann nicht denkt, damit ist alles für alle Männer erledigt. Aber jetzt will ich ja sozusagen auf Väter fokussieren bei der Frage. Ja, das ist ganz wichtig. Mit Vätern fängt es eben letztlich an. Also Kinder wachsen in Familien auf. Da haben Väter in aller Regel eine wichtige Rolle drin.

00:06:05: Dag Schölper Von daher ist es wichtig, sie in den Blick zu nehmen. Klar ist auch, dass Väter Männer sind. Von daher ist die Frage von Männlichkeit und Vaterschaft wichtig, wirklich gut in den Blick zu nehmen. Was sind heute herrschende Männerbilder? Was sind damit verknüpft Anforderungen an Väter? Was macht das für die? Entsteht daraus Druck oder ist es eine Befreiung, dass sich da Dinge modernisieren und verändern? Entsteht dadurch Verunsicherung, die wie dazu

00:06:34: Dag Schölper Problemen führen und gleich mehr. Also das beschäftigt uns ganz global gesagt. Sicher beschäftigt uns auch aktuell Transdiskurse, wo dann die Frage ist, okay, das

00:06:45: Dag Schölper war doch mal eine Frau und die ist Mutter geworden und jetzt identifiziert sie sich aber klar als trans Mann und ist dann Vater oder nicht. Also das sind Fragen, die nicht ganz trivial sind. Das ist jetzt eine kleine Gruppe, um die es geht, aber die haben wir auch auf dem Schirm und sagen, das muss politisch auch gut gerahmt werden. Wir wollen hier eine diskriminierungsfreie Gesellschaft voranbringen und deswegen sind uns diese Fragen auch wichtig und willkommen und wollen damit konstruktiv umgehen. Ich bleibe noch kurz.

00:07:15: Dag Schölper Bei einem quasi benachbarten Feld von schwuler Vaterschaft, die uns auch total wichtig ist, weil sie es eben nicht so einfach herzustellen. Klar, wer aus einer Heterobeziehung kam und festgestellt hat nach einem späten Coming-out, eigentlich möchte ich doch lieber mit einem Mann leben und hat dann halt Kinder. Da ist es relativ

00:07:35: Dag Schölper Einfach, aber bei denjenigen, die schwule Partnerschaft leben und gemeinsam ein Kind haben wollen, ist das halt noch ungleich komplexer. Von daher ist es super, dass wir Bewegungen für lesbische Paare sehen, dass das erleichtert und diskriminierungsfrei organisiert werden soll auf einer rechtlichen und politischen Ebene.

00:07:50: Dag Schölper Für schwule Männer ist das noch ein bisschen schwieriger, der Weg noch ein bisschen weiter. Die total komplizierte und ethisch auch herausfordernde Frage von Leihmutterschaft spielt dann ja unmittelbar mit rein. Von daher, da haben wir einiges zu tun und auf der Agenda und sind da dran.

00:08:08: Dag Schölper vermute ich zumindest, hat jetzt primär die große Gruppe der Heteroväter interessiert. Und es ist auch bei uns der Schwerpunkt dessen, worum wir uns kümmern. Und da ist ganz klar, wie können eigentlich Väter von Anfang an wirklich aktive, wichtige Bezugspersonen für ihre Kinder sein und werden. Wir wissen, dass viele, viele Männer das selbstverständlich wollen und dann aber auf einen Alltag treffen, der das eben nicht so einfach lebbar macht, wie sie sich das vielleicht gedacht haben oder auch wovon sie schon ausgingen, dass das schwierig werden würde.

00:08:38: Dag Schölper Der Druck, Geld zu verdienen, ist nun mal da und muss irgendwie organisiert werden. Und die traditionellen Pfade, dass der Papa das Geld verdient und die Mama doch mehr zu Hause macht, wirken immer noch wie mit Magneten zieht es einen immer wieder da rein.

00:08:53: Marco Schönen Abend.

00:08:55: Dag Schölper Und die Väter und die Mütter stehen häufig etwas ratlos davor und fragen sich, wie ist es eigentlich gekommen, dass wir jetzt nach drei Jahren doch so ähnlich machen wie unsere Eltern, obwohl wir es eigentlich gar nicht so vorhatten. Und der Druck durch Arbeits- und Fachkräftemangel macht das Ganze nicht eben leichter. Aber Sie merken eben auch, Einverdienersysteme funktionieren vielfach nicht. Man verdient nicht mehr genug, um sich die steigenden Mieten

00:09:20: Dag Schölper zu leisten. Und von daher ist da ein großer Druck auf dem Kessel und es macht eben deutlich, dass hier politisch auch agiert werden muss, um den Männern und den Vätern und den Familien insgesamt da zu helfen, das gut zu leben. Und von daher haben wir als Bundesforum da immer drauf gedrängt, dass hier auch Maßnahmen ergriffen werden, die es eben den Männern strukturell erleichtern.

00:09:43: Dag Schölper das zu leben, was sie eigentlich wollen. Hier geht es nicht um Umerziehung und um jetzt müssen es alle 50-50 machen, sondern es geht darum, dass diejenigen, die es eben auf Augenhöhe miteinander halten wollen als Mütter und Väter, dass denen das auch leichter gelingt und dass die Rahmenbedingungen so geschaffen sind. Und dazu gehören dann eben Sachen von Arbeitszeit, dass es eben normaler ist, dass 30 Stunden gearbeitet wird und nicht mehr davon ausgegangen wird, alle arbeiten 40 Stunden und mehr die Woche.

00:10:12: Dag Schölper Weil das ist nun mal etwas schwer vereinbar mit Kitas, die Schließzeiten haben oder Schulen, wo ständig Lehrkräfte ausfallen und man dann eben irgendwie gucken muss, wie man die Kinder gut betreut bekommen. Und das sind die Herausforderungen, vor denen Väter heute auf jeden Fall stehen, um empathisch am Leben ihrer Kinder teilzuhaben. Von der ersten Kinderarztbetreuung bis zum Ausziehen.

00:10:31: Marco Mhm.

00:10:36: Echte Papas Mamas Also zusammengefasst kann man sagen, das Großteil ist wirklich Vereinbarkeit. Also wie passt das berufliche Leben zu dem privaten Leben dazu?

00:10:45: Dag Schölper Absolut, also das ist die strukturell große Herausforderung. Ich glaube, auf einer individuellen Ebene gespürt ist schon auch so eine Spreizung aus, ich möchte wirklich gerne eng beim Kind sein, ich möchte trotzdem aber auf eine bestimmte Art und Weise

00:11:01: Dag Schölper an den gesellschaftlichen Dingen wie eben Erwerbstätigkeit, Kultur, Politik teilhaben. Und das alles unter einen Hut zu bringen, ist wirklich herausfordernd. Und viele haben da schon so ein Gefühl, das geben immer wieder Interviews oder Studien auch.

00:11:17: Dag Schölper deutlich auf den Tisch heben, ist deutlich auf den Tisch, dass hier raus einfach Überforderungen, Stress, Unsicherheiten entstehen und dass sich viele damit wirklich auch allein gelassen fühlen. Sie müssen das irgendwie alleine hinkriegen. Es gibt da halt wenig gegenüber, die da beim Sortieren helfen würden. Also das normale eines Väter-Coachings. Ja, wie mache ich denn das jetzt eigentlich alles, ohne selbst total gestresst zu sein? Ist ja wirklich nicht normal, dass man das finden würde. Oder wenn, dann eben gegen Geld.

00:11:43: Marco Mmh.

00:11:46: Marco Du hast gerade so schön gesagt, mit den Vätern fängt es an. Aber wenn ich dich da korrigieren darf, eigentlich fängt es ja nicht mit den Vätern an, sondern mit den Jungen, mit unseren Söhnen. Und ihr habt die Jungen habt ihr ja auch im Namen. Ihr seid ja der Interessenverband für Jungen, Männer und Väter. Und du hast schon im Vorgespräch gesagt, du möchtest das Jungs mit langen Haaren, bunten Klamotten und lackierten Nägeln genauso als normal wahrgenommen werden, wie Auto- und fußballbegeisterte Jungs. Haben wir da eigentlich ein Problem in unserer Gesellschaft?

00:12:16: Dag Schölper Ich glaube, da besteht weiterhin sogar ein riesiges Problem. Das ist jetzt auch nicht nur so eine gefühlte Wahrheit. Vor nicht allzu langer Zeit ist die Jugendstudie der Bundesregierung vorgelegt worden und da drin wurde schon auch sehr gut beschrieben, vielleicht ein bisschen akademisch. Ich kann es mal so annähernd zitieren. Einerseits haben wir objektive Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur.

00:12:42: Dag Schölper und veränderte politische und rechtliche Rahmenbedingungen, die zu neuen Normalitäten im Leben junger Menschen und Familien geführt haben. Und gleichzeitig gibt es so eine Normalisierung von Vielfalt und Diversität bei den jungen Leuten, die das völlig normal finden und auf der anderen Seite diejenigen, die aber sehr strikt festhalten wollen an

00:12:44: Marco Untertitel im Auftrag des ZDF, 2020

00:13:02: Dag Schölper Ich sag mal guten alten Bildern, es war doch schon immer so kurze Haare, blau, Fußball, Auto. Das ist die Norm. Und wer davon abweicht, ist irgendwie schwierig. Und das prallt ziemlich unvermittelt aufeinander in den Schulen, sogar schon früher in den Kitas bisweilen.

00:13:17: Dag Schölper und im Leben der jungen Menschen. Und da haben Schulen, haben Kitas wirklich alle Hände voll zu tun, damit gut umzugehen. Also auch nicht diejenigen, die eben relativ strikte Vorstellungen haben, was so ein richtiger Junge zu machen hat.

00:13:32: Dag Schölper ernst zu nehmen, gut zu unterstützen, jetzt nicht zu bashen oder abzuwerten als blöd oder engstürnig oder so, sondern mit dem wirklich konstruktiv zu arbeiten und zu gucken, was sind eigentlich deren Bedarfe, worum geht es dabei eigentlich, wenn sie hier in so eine Konfrontation gehen auf diejenigen, die eben vielleicht bunte Nägel cooler finden als, weiß ich nicht, so ein Low-Cut Haarfrisur oder sowas.

00:13:59: Dag Schölper da bricht irgendwie was auseinander. Wir wissen aus aktuellen Studien, dass dieses Gefühl von, dass es so schnell in Aggressives bis hin zu Gewalttätiges aufeinanderprallen kommt, dass das irgendwie zunimmt. Und von daher glaube ich schon, dass es hier ein großes Problemfeld wirklich gibt, dass diese Gleichzeitigkeit, dass sich alte Bilder aufsprengen und viel mehr ausprobiert werden kann für eine immer größer werdende Gruppe auch eben für andere eine Herausforderung darstellt und damit konstruktiv pädagogisch auch zu arbeiten,

00:14:29: Dag Schölper Ich glaube, das ist ein großes Thema und das muss auch politisch erkannt werden, weil aus diesen Erfahrungen, die die jungen Leute, die Kinder, die Jugendlichen da machen, erwächst dann ja auch das, wie später auf die Welt insgesamt geschaut werden muss, resultieren politische Einstellungen, verfestigen sich

00:14:46: Dag Schölper Wir wissen von Tendenzen von größeren Gruppen von Jungs, die dann eben in autoritäre Muster abgleiten und das, finde ich, muss einfach gut gesehen werden, dass es hier viel zu tun gibt.

00:15:00: Echte Papas Mamas Hm.

00:15:01: Dag Schölper Wir hatten es vorhin schon, bei den Vätern habe ich es gesagt, die queere Community, also die wirklich anders leben wollen als die Heteronorm, berichten eben alle durchgehend von Diskriminierung bis hin zu körperlicher Gewalt. Und da haben wir einfach Themen. Und die lackierten Nägel sind ja da kein Ausweis von queer oder schwul oder anderer sexueller Orientierung. Aber sie sind so ein bisschen sinnbildlich für etwas gegen den Strom durstend. Und von daher finde ich schon, haben wir da ein Problemanzeiger.

00:15:31: Echte Papas Mamas Find ich ganz spannend. Wichtig vor allen Dingen, weil du sagst, dass wir da Themen haben und ich glaube, das sind echt schwerwiegende Themen, von der Prägung her. Also vieles ist ja, wir sprechen ja über Wegbereitung von dem, wie wir mit den Jungen umgehen, mit unseren Kindern, unseren Söhnen hin zu, wie werden sie genau so einen Ausdruck bringen? Welche Rolle spielt denn das Bildungssystem jetzt beispielsweise immer da drin? Also wir haben ja, es gibt

00:15:58: Echte Papas Mamas Die Prägung findet ja an verschiedenen Orten in verschiedenen Institutionen statt, aber das Bildungssystem ist ja eigentlich, gerade in den ersten Jahren, also ab 6 bis 18, das, was am prägendsten ist, oder? Ja, okay, ich weiß nicht, kann man Kita zum Bildungssystem? Es ist eine pädagogische Einrichtung.

00:16:11: Marco Ja, oder Kita sagte Dakia auch schon, das hängt ja in der Kita auch schon an.

00:16:14: Dag Schölper Ja, ja. Gucken wir in die Wahlprogramme. Die FDP will es ins Bildungsministerium ziehen, weil es eben die frühkindliche Bildungseinrichtung ist und das wird ja auch seit langem so gelabelt. Ja, es ist ein bisschen Wortglauberei. Die Pädagogik ist ja durchaus auch

00:16:29: Echte Papas Mamas Okay, was ist Vault-Klopper-Reitern?

00:16:38: Dag Schölper eine Form von Bildung. Also genau, ich will auch gar nicht Wort glauben. Ich glaube, systematisch macht es Sinn, früh anzusetzen. Ich finde frühkindliche Bildung ist eben richtig. In dem Sinne Gesellschaftskompetenz, Sozialkompetenz sind Dinge, die auch nicht angeboren sind, sondern die eben in diesem Austausch mit Menschen, unter Menschen zwischen den Generationen auch gelernt werden müssen. Von daher finde ich auf so einer Ebene jetzt nicht kognitiver

00:17:09: Dag Schölper Wissensvermittlungsbildung, sondern eher sozusagen in so einem Sichtbilden in die Gesellschaft hinein als Teil von solidarischem Teil mit anderen Menschen zusammenleben lernen. Das finde ich ist eben der große Auftrag und er fängt auf jeden Fall in der Kita an. Mal abgesehen davon, dass es da auch gut ist, Alphabetisierung gut hinzukriegen neben dem guten Betreuen und dem wichtigen Spielen, was für Kinder ganz, ganz essentiell ist. Aber damit möchte ich kurz

00:17:36: Dag Schölper Enger werden, also mit Blick auf meine eigenen beiden Söhne, ist ein Thema so was wie Leserechtsschreibschwäche oder Störung total wichtig. Und da sind Schulen sehr häufig überfordert. Wir wissen aber, dass irgendwie über sechs Millionen Menschen in Deutschland, also auch Erwachsene, eben schlecht literalisiert sind und dass das nicht gut im Griff ist. Und als mein Sohn an die Oberschule kam, sagte die Direktorin, vergessen wir mal die guten Noten auf den Zeugnissen, die ihr alle bekommen habt.

00:18:06: Dag Schölper Wir wissen, dass drei Viertel aller unserer Kinder nicht richtig lesen und schreiben könnten. Und da dachte ich so, wow, wir reden hier von Siebklästern in Berlin, wo die Diagnose war, drei Viertel können das nicht richtig. Und da hat Schule einen großen Auftrag, und ich erinnere mich, derselbe Sohn hatte halt nie Bock auf Themen wie Auto, Fußball, Action, Dinosaurier, sondern hatte irgendwie andere Interessen. Und bei meiner Frage, gibt es nicht gute, unterstützende Lese,

00:18:34: Dag Schölper Fiebeln oder so, ja, mein alter Begriff, die so ein bisschen gendersensibel sind. Und dann kam halt genau das, was auch beim Suchen für Lesebücher für Jungs in großen Online-Händlerstores zu finden ist, ja, ist genau das. Also Dinosaurier, Drachen, Höhle, Fußball, Action, Baumhaus ist noch so ein bisschen vielleicht nicht ganz so eindeutig. Und dann geht's mit Polizei weiter.

00:18:58: Dag Schölper So, das sind so die Top sechs. Und das macht halt gleich deutlich, wie hier so Stereotypebilder übergeholfen werden, obwohl es ja eigentlich darum geht, Sprachkompetenz zu erlernen. Und da stehen einfach Schulen vor riesigen Herausforderungen, gutes Material überhaupt zu haben, die einerseits auf Interessen und Neigungen gut eingehen. Weil ich will es jetzt auch gar nicht verdammen. Also wenn ein Kind totales Feuerwehr-Nerd ist, dann ist es vielleicht auch richtig großartig mit

00:19:30: Dag Schölper Schlauchturm oder Feuerwehrhelm, das Lesen und Schreiben zu lernen, zusammengesetzte Nomen entschlüsseln zu können, ist dann halt super, wenn es mit den eigenen Themen assoziiert ist. Aber eben nicht, du bist ein Junge, du musst jetzt hier ein Fußball-Action-Buch haben, auch wenn das Kind so mit Fußball so null am Hut hat. Also das führt dann eher zu Widerstand. Das sind so eine ganz kleine Ebene.

00:19:52: Dag Schölper Themen, die deutlich werden, wo das Bildungssystem vor riesigen Herausforderungen steht. Ja, ich habe den Eindruck, dass dieses Material, was vorhanden ist, eher bei der Erwachsenenebene, die mit den Kids arbeiten ansetzt, also denen eigentlich Sicherheit gibt, weil ja, klar, junge Fußball oder junge Action, junge Dinosaurier, das ist bei denen, die so alt sind wie wir jetzt irgendwie klar verankert und gibt Sicherheit.

00:19:58: Echte Papas Mamas Es ist also veraltet, wenn man so will.

00:20:19: Dag Schölper Die Kids selber sind ja meist gar nicht so fixiert oder schon so ganz klar ausgerichtet. Wenn wir jetzt von Sechsjährigen reden oder Siebenjährigen, die sind da viel offener und lockerer und finden vieles interessant. Also ich wäre da ja eher für Materialien, die auch Dinos und Ballerinas und alles so in einem irgendwie anbieten, sodass man eben diese Vielfalt entdecken kann und dann guckt, was passt. Und dann ist es auch nicht schlimm, was über Feuerwehr oder

00:20:44: Dag Schölper irgendwas mal zu machen, wenn ich da jetzt beim Leserwerb bin. Genau. Aber ich meine, Schulsystemen haben wirklich richtig viel zu tun. Das Thema Toiletten, das Thema Digitalisierung. Also meine Kids erzählen davon, dass sie einzeln runter müssen, wenn die

00:20:49: Marco Untertitel im Auftrag des ZDF, 2020

00:21:02: Dag Schölper Kreide leer ist, weil da immer noch an Tafelkreiden geschrieben wird. Also das sind die Wege von dem, was man sich modern vorstellt und wo man sagt, Geschlechterbilder im digitalen Raum oder Jungs, bitte schick keine Dickpicks oder sowas. Da sind wir so meilenweit von weg, weil die immer noch vor einer grünen Tafel sitzen im Zweifel. Also da sind auch so die Anforderungen, Erwartungen und Realitäten sehr weit auseinander.

00:21:26: Marco Das Bildungssystem können wir ja jetzt nicht von heute auf morgen ändern. Aber was in unserer Macht steht, ist natürlich das, was in unserer Familie abgeht. Deshalb würde ich an diese Frage gerne noch anschließen. Was können wir denn eigentlich in der Familie tun, um veraltete Rollenbilder nicht wieder zu reproduzieren?

00:21:47: Marco Also abgesehen davon, dass man, das ist einem natürlich immer wieder bewusst, auch jetzt, wenn wir drüber sprechen, denkt man so, ja klar, aber wenn man sich dann vielleicht selbst beobachtet, also ich tappe auch immer wieder in diese verkrustete Rollenbilder-Falle unbewusst.

00:22:03: Dag Schölper Genau, ich glaube, das Unbewusst-Lassen

00:22:07: Dag Schölper sehenden Auges, das ist tatsächlich ein Problem. Also ich finde, mit einer gewissen Selbstironie da dran zu gehen und zu sagen so, okay, jetzt, weil ich selber Fußballfan bin, schleppe ich meinen Sohn mit ins Fußballstadion und merke gar nicht, dass der ihm das eigentlich total zuwider ist oder langweilt und der es nur mir zuliebe macht, dann kann man ja auch daraus

00:22:26: Dag Schölper Was machen? Also so, ja, mir ist es aber wichtig und ich hätte dich gerne dabei, dass du mal siehst, was mich begeistert hat, hat eine völlig andere Storytelling als zu sagen, du bist ein Junge, du musst. Ja, also es ist ja oft nur ein kleiner Twist und da so ein bisschen mehr Bewusstsein für zu haben, dass meine Interessen, die ich vielleicht als völlig normal, ich bin doch ein Mann, ich finde das cool, du bist ein Junge, du müsstest es doch so. Also diese Logik ein Stück weit selbstkritisch aufzubrechen oder auch mal einer Mutter zu sagen,

00:22:49: Marco Untertitel im Auftrag des ZDF, 2020

00:22:55: Dag Schölper Jetzt lasst doch mal die Jungen den Abwasch machen. Ist jetzt vielleicht profan, vielleicht ist es auch fast irreal, aber ich erlebe es doch immer wieder. Die Küche ist mein Reich. In so seltsamen Situationen, dass das Frauen immer noch auch mal sagen, wo ich denke, Mensch, das haben jetzt deine Kinder gehört. Willst du das wirklich?

00:23:16: Dag Schölper Da ist ja auch ein bisschen Ironie drin, ja, so ein bisschen Spiel, aber das checken Kinder halt und zweifeln dann in der Situation nicht und kriegen da so ein komisches Bild vermittelt. Also da so Achtsamkeit, glaube ich, ist total wichtig. Und bei so Erstlesebüchern, bei denen ich ja gerade war, vielleicht einfach mal zweimal hingucken und nicht auf die Erstempfehlung bei Hugen Dubel einzugehen und zu sagen, ja, das ist gut für Jungs, sondern es sich einmal anzugucken und zu überlegen,

00:23:41: Dag Schölper Tyrannosaurus Rex hat noch nie sich für Dinosaurier interessiert, um dann halt was anderes zu nehmen. Also so ein bisschen dieses kompetente Nachdenken, damit fängt es auf jeden Fall an. Aber klar, auch politisch zu denken, es wird nicht davon auszugehen, es wird schon irgendwie, sondern auch sich ernsthaft damit beschäftigen, wo man dann vielleicht das Kreuz auf dem Wahlzettel macht, weil die Anbieter auf dem politischen Markt haben durchaus unterschiedliche Konzepte und Vorstellungen.

00:24:09: Dag Schölper Und das macht da schon auch Sinn. Also da hat man ja auch durchaus eine Gestaltungsmacht. Und ich glaube, ich hatte es vorhin schon gesagt, das Thema Digitalisierung ist für Familien unumgänglich. Also die Rolle des Handys. Was mache ich da eigentlich selbst? Was mache ich mit den Kids? Welche Apps habe ich? Was erlaube ich denen? Wie kompetent bin ich, wenn ich mitkriege? Mein Sohn ist gerade total niedergeschlagen, weil der darf als Einziger nicht.

00:24:23: Marco Untertitel im Auftrag des ZDF, 2020

00:24:35: Dag Schölper You name it, irgendeins der ab 18 freigegebenen Online-Games zocken ist aber erst 12 und ich finde, das ist jetzt echt noch nicht so richtig cool. Aber ich merke den Stress und das Bullying, was in der Schule stattfindet, nehme ich ernst und wahr und da aber auch wirklich auffangen mit umzugehen und nicht unbedingt nachzugeben verwöhnen zu sagen, ja, mach halt nicht so schlimm letztlich.

00:24:56: Dag Schölper sondern im Zweifel auch dabei zu bleiben, aber zu erklären, das zuzumuten, also nicht in so eine Verwöhnungshaltung zu gehen. Und das ist manchmal wahnsinnig anstrengend. Und ich glaube, dass das für Väter gerade ein echtes Learning ist, da auch mal

00:25:12: Dag Schölper bei einer Linie zu bleiben, sich anzubieten als Reibungsfläche und dann nichts zu sagen, boah, es stresst mich jetzt gerade, dann mach doch einfach. Also ich spreche aus eigener Erfahrung, es ist so anstrengend im Nintendo-Shopping-Store nicht, dann zu sagen, ja, komm, mach so, ja, sondern auch auf die eigene Kreditkarte acht zu geben und zu sagen, nee, wir hatten gesagt fünf Euro und jetzt sind deine Level-Boxes aufgebraucht.

00:25:37: Dag Schölper Nee, gibt jetzt nicht noch irgendeinen Gutschein beim nächsten Einkauf, um da auch ein bisschen konsequent zu bleiben. Wie gesagt, das ist nicht halsstarrig, sondern im Aushandlungsprozess. Ich glaube, da gibt es noch viel zu lernen, dass das eben nicht wieder in alte, autoritäre Muster verfällt. Ich mache jetzt eine Ansage, ich bin gestresst, lasse mich in Ruhe.

00:25:41: Echte Papas Mamas Mmh.

00:25:57: Dag Schölper Das war so anstrengend bei der Arbeit. Ich will nichts damit zu tun haben, sondern sich da wirklich einzulassen und anzubieten. Das ist einfach eine große Herausforderung und ganz wichtig. Ja.

00:26:10: Echte Papas Mamas Jetzt haben wir vorhin über das Thema Vereinbarkeit gesprochen kurz. Also ich wechsle jetzt gerade mal so ein bisschen das Thema. Vereinbarkeit ist für dich ein großes Thema, wo du dich stark machst. Wenn man jetzt mal den Gedanken weiter dreht, geht es auch um Pflege. Was wir, glaube ich, wenn man jetzt nicht direkt davon betroffen ist, weniger darüber nachdenkt. Aber es geht um die Pflege.

00:26:31: Dag Schölper Mhm.

00:26:38: Echte Papas Mamas von Kindern mit Krankheiten und Behinderungen, wo siehst du hier die Herausforderung oder den Handlungsbedarf, gerade auch vor allen Dingen in Zukunft?

00:26:47: Dag Schölper Also ich kann da aus eigener Erfahrung sprechen. Wir hatten in unserer Familie einen schweren Krankheitsfall, wo wir ein Jahr lang wirklich im Ausnahmezustand waren in der Begleitung unseres Kindes. Und da sind wir einfach an die Unzulänglichkeiten des Systems ständig.

00:27:04: Dag Schölper angestoßen. Also die Pflege ist halt sehr stark auf Altenpflege ausgerichtet und diese ganzen Angebote so auch für Familien, bei denen es um Kinder geht, die ein, zwei, drei, fünf Jahre alt sind, das ist nicht immer einfach adaptierbar. Und da hatten wir großes Glück, dass wir hier in Berlin eine gute

00:27:23: Dag Schölper Infrastruktur durch die Klinik, um die es dagegen begleitet werden konnten. Sonst wären wir da echt aufgeschmissen gewesen. Und ich kann auch sagen, wir hatten das Glück und das Pech, dass wir gerade unser zweites Kind bekommen hatten und wir die Elternzeit nutzen konnten für die Begleitung der Therapie. Sonst hätten wir auch ein wahnsinniges Vereinbarkeitsthema gehabt. Und ich weiß aus der ganzen Arbeit mit den betroffenen Eltern,

00:27:45: Dag Schölper dass das ein Riesenthema ist. Wie kriegen wir das Geld ran? Weil gerade bei schwereren Behinderungsfragen braucht es technische Assistenzen, braucht es Umrüstung im Haus, der Umbau, weiß ich nicht, ein eigenes Zimmer oder ein neues Bett muss beschaffen werden oder die Badewanneinstieg. Also wir kennen das alles aus dem ganzen Pflegekontext, das gilt ja dann auch für Kinder.

00:28:05: Dag Schölper Und das führt häufig zu so einem Teufelskreis, einer geht das Geld verdienen, weil es systematisch einfacher ist, weil dieses ganze Assistenzsystem für die Kinder fehlt. Also da kommt halt keiner. Du kannst nicht ein dreijähriges Kind mit einer schweren spastischen Beeinträchtigung einfach mal fünf Stunden in einer Einrichtung parken, eine Tagesbetreuung, das funktioniert nicht. Da muss also die Bezugsperson, Mutter oder Vater da sein.

00:28:11: Marco Hmm...

00:28:32: Dag Schölper Sonst läuft das einfach nicht in dem Alter und das wird noch viel zu wenig gesehen systematisch, sodass es ganz viel über Krankentage geregelt wird und eben nicht über eine transparente Kommunikation. Mein Kind hat wieder, ich muss leider. Es gibt da verständnisvolle Arbeitgeber, Arbeitgeberinnen.

00:28:48: Dag Schölper Aber es ist eben nicht systematisch geregelt, dass klar ist. Okay, du hast das jetzt. Vermutlich wird es zwei, drei Jahre gehen. Dann reduzierst du jetzt für diese Zeit deine Arbeitszeit auf 30 Stunden, 25 Stunden. Dann lässt sich das irgendwie gut managen. Das wird viel zu wenig gesehen. Und wir wissen, hier ist ganz, ganz stark. Mütter sind dann bei ihren Kindern und die Väter verdienen das Geld und sind auch noch stark involviert. Also die haben dann tatsächlich auch eine Doppelbelastung an der Stelle. Und das wird kaum gesehen.

00:29:16: Dag Schölper diese ganzen Fragen von Vater-Kind-Kur angeboten haben, diesen Fokus nicht auf diesen Bereich. Da sind ganz, ganz viele Leerstellen für diese verhältnismäßig kleine Gruppe in Relation zum Gesamtpflegevolumen. Aber sie ist eben nicht so selten. Wir reden hier doch von Hunderttausenden, die betroffen sind durch chronische Allergien bis hin zu wirklich schweren körperlichen Beeinträchtigungen.

00:29:43: Marco Wir hatten vor ein paar Monaten eine Folge mit dem Daniel Bröckerhoff, der zwei Kinder mit Behinderung hat. Es ist auch Wahnsinn, diese Bürokratie, die dir sozusagen da gegenübersteht, bis man überhaupt Hilfe bekommt.

00:29:48: Dag Schölper Mhm. Ja, ja. Ja.

00:29:58: Dag Schölper Genau. Ich würde noch ganz kurz auf die Schule noch mal gehen dabei. Das ist ja auch irgendwie verrückt. Die Kinder haben 75 Ferientage. Das macht für alle Eltern Stress, ja? Mit 24 Tage Mindesturlaub, die das BGB vorgibt, oder 30 Tage, wenn man TV-ID angestellt ist. Selbstständige haben erst recht nochmal Trouble. Also wie kriege ich das hin, ja? Dann gibt es Schulbegleiter, die werden durchaus ermöglicht, den Familien. Aber der schulbegleitende Mensch ist dann halt in den Ferien nicht angestellt.

00:30:29: Dag Schölper So, und was macht man dann in dieser Zeit? Also, da sind so viele Lücken im System, die wirklich politisch angegangen werden müssen. Das kann man nicht diesem kleinen Markt, der es ist, letztlich sich selbst überlassen. Das wird einfach nicht aufgehen. Dafür sind auch die Bedarfe zu unterschiedlich. Da muss es eine gute Rahmenstruktur geben. Das ist absolut ein Väterthema, weil ich weiß von vielen Vätern, dass sie echt richtig gefrustet sind, dass sie in diesem

00:30:31: Echte Papas Mamas Okay.

00:30:44: Marco Mmh.

00:30:56: Dag Schölper Hamsterrad stecken, immer mehr irgendwie in Erwerbstätigkeit investieren zu müssen, weil es alles so teuer wird und gleichzeitig das Gefühl haben, ich lasse mein Kind und meine Partnerin, so ist ja in der Regel, alleine damit und das stresst die ungemein und das ist einfach ungesund.

00:31:15: Marco Okay, wir haben es Anfang des Gesprächs schon mal erwähnt. Wir stehen ja kurz vor den Bundestagswahlen und ihr seid ja eine sehr politische Organisation. Deshalb würden wir ganz gerne mal von dir wissen, wie eigentlich dein Resümee der vergangenen vier Regierungsjahre hinsichtlich eurer Zielgruppe, also Männer oder auch gerne hinsichtlich Väter, ist. Was hat sich für die Väter verändert und hat sich vielleicht was verbessert sogar? Wie siehst du das?

00:31:43: Dag Schölper Jetzt komme ich so ein bisschen in so eine trübe, depressive Grundhaltung. Also mit Blick auf den Koalitionsvertrag, da stand sowas, Elterngeld wird weiter ausgebaut, mehr Monate zur Verfügung, mehr Flexibilität.

00:31:59: Dag Schölper Das Gegenteil war, das wurde erst mal für die Reichen, in Anführungszeichen Eltern, gekappt, sodass man sagt, naja, gut, sozialpolitisch brauchen es die vielleicht auch nicht unbedingt. Wir müssen insgesamt ein bisschen sparen als Staat. Also haben wir da ein bisschen mal oben gedeckelt. Also aber von Ausweitung keine Rede. Freistellung für Väter, die sogenannte Familienstaatzeit wurde angekündigt, wurde dran rumgearbeitet, kam nicht.

00:32:12: Marco Das war's für heute.

00:32:24: Dag Schölper Stärkung von Rahmenbedingungen, sodass auch nach Trennung und Scheidung eine hälftige Teilung von Kinderbetreuung leichter würde. Stichwort Wechselmodell angekündigt.

00:32:34: Dag Schölper kam nicht. Väter mit geringen Einkommen oder die in Arbeitslosigkeit sind, haben vielleicht auf die Kindergrundsicherung gehofft, dass hier eine Absicherung ist und die ein bisschen rauskommen aus diesem Stress für die Kinder, auch immer die Arbeitslosengeldleistungen beantragen zu müssen. Plus 37 anderen Anträgen, die da womöglich gestellt werden können. Ja, auch leider gescheitert. Die Lohnersatzleistung für die Pflege, wir hatten es gerade schon, die ja eben auch Kinder betreffen kann, war sicher für viele auch

00:33:04: Dag Schölper Hoffnungsschimmer zu sagen, das macht es mir leichter, meine Arbeitszeit zu reduzieren und mich damit einzubringen, dass wir es gemeinsam gut gewuppt kriegen. Oder auch meine Partnerin muss nicht voll aus dem Job aussteigen, sondern kann auf 15, 20 Stunden reduzieren und irgendwie kriegen wir es dann schon hin. Auch angekündigt, viel gearbeitet worden, hat nicht geklappt. Also das ist schon... Also das ist so meine Grundstimmung gerade. Also ich weiß auch gar nicht,

00:33:24: Marco Stimmt. Ziemlich deprimierend, was du da gerade aufzählst.

00:33:32: Dag Schölper Woran es letztlich so gescheitert ist, das alles auf den Ukraine-Russland-Krieg zu schieben oder als Nachwirkung der Pandemie, das erscheint mir irgendwie zu simpel. Da müssen irgendwie andere Kräfte anwirken sein, die das offensichtlich nicht wollen, denen es schwerfällt, hier einen progressiven, familienfreundliche Entwicklung zu machen in diese Richtung, wo auch staatliche Rahmenbedingungen einfach geschaffen werden.

00:34:00: Dag Schölper So, also das heißt, viele Ideen waren da. Die drei Koalitionsparteien in ihrer Unterschiedlichkeit haben bei mir die Hoffnung ausgelöst. Die sind so unterschiedlich. Die haben sich aber darauf verständigt, die wollen das. Also wenn die das nicht hinkriegen, wer soll es dann hinkriegen? Also Konservative, die von alledem sowieso nichts wissen wollen, werden es ja nicht machen. Aber hier sind eigentlich so ein bunter Haufen zusammengekommen, die sich darauf verständigt haben. Es ist ihnen trotzdem nicht gelungen. Das macht mich so ein bisschen

00:34:28: Dag Schölper Ja, wirklich skeptisch, wie das damit weitergehen kann, gerade wenn jetzt Akteure vielleicht rankommen, die klarer sagen, nein, es soll eher traditionell in einer arbeitsteiligen Form organisiert werden.

00:34:45: Echte Papas Mamas Okay, schade. Jetzt hast du natürlich mir die Frage vorausgenommen, gerade wenn es um die Familienstaatzeit geht, die du auch offiziert hast, die ja leider, obwohl sie im Wahlprogramm stand oder nicht nur Wahlprogramm, Koalitionsvertrag sogar eine Stufe höher, dass sie nicht gekommen ist. Können wir damit rechnen? Ja, nein, vielleicht.

00:34:59: Dag Schölper Im Kollektionsvertrag, ja. Also ich kann natürlich da nur ein Stück weit orakelen, aber systematisch habe ich mal in die Wahlprogramme geschaut. Die beiden stärksten Parteien Union mit 30 Prozent AfD bei der Sonntagsfrage, die wollen es definitiv nicht. FDP und BSW haben es auch nicht gelistet, die wollen es auch nicht.

00:35:22: Echte Papas Mamas Hm, gut.

00:35:27: Dag Schölper Die auf Platz drei rumrangeln in Parteien SPD und Grüne sind schwer dafür und die Linke, hier noch mit im Angebot gelistet, sagen sogar 28 Tage Elternschutz. Also sie wollen sogar noch mehr als die zwei Wochen, die jetzt bei SPD und Grünen auf dem Papier stehen.

00:35:45: Dag Schölper Aber wie gesagt, selbst die, die es wollten und an der Regierung waren, haben es erst mal noch nicht hingekriegt. Also ich bin da ein bisschen pessimistisch und ich weiß aus den ganzen Debatten auch, dass die Arbeitgeberseite sagt, da nicht noch so ein verbindliches Ding. Wir brauchen die Fachkräfte und wir sind da ja sehr engagiert und wollen die Eltern unterstützen. Aber bitte in den Einzelabsprachen und individuell und nicht als Rechtsanspruch. Und weil, wenn es im Mutterschutz verankert wurde, das war ja die Idee.

00:35:48: Marco Mh.

00:36:13: Dag Schölper dann wird das ja zu einer wirklich richtig kräftigen Mussbestimmung. Da kann man dann nicht dran vorbei, weil es geht hier um einen Gesundheitsschutzanspruch, den die Einzelnen hätten. Und das wollen halt viele nicht, die eher auf Flexibilität und eigene Lösungen setzen. Deswegen bin ich skeptisch, dass das kommt.

00:36:35: Marco Aber es ist ja tatsächlich nicht nur deutschlandweit. Es gibt ja eine EU-Vereinbarkeitsnorm, die das eigentlich bestimmt, sage ich mal. Aber du meinst, da würden sich die Parteien schon irgendwie raus

00:36:43: Dag Schölper Ja, das ist ja ein bisschen kompliziert. Die Vereinbarkeitsrichtlinie ist ja verkoppelt zwischen sowas wie der Elterngeldlösung, wie wir sie haben und eben dieser Freistellung. Es gab halt viele Länder, in denen es gar nichts von beiden gab und da war sozusagen als Minimalanforderung dann halt diese

00:37:05: Dag Schölper ich sag jetzt mal zwei Wochen freie Abgeburt, und dann wäre es schon mal ganz gut. Das war halt für Deutschland ganz klug, dass sie damals so verhandelt haben, dass die geltende Elterngeld-, Elternzeit-Regelung das schon weitestgehend alles abdeckt, sodass daraus kein harter Rechtsanspruch auf zusätzlich diese zwei Wochen ableitbar ist. Da streiten die Juristen drum, ja, die Gewerkschaften haben dann mal Juristen beauftragt, die sagen, na, na, doch, doch, ihr müsst trotzdem andere sagen.

00:37:24: Marco Mhm. Mhm.

00:37:32: Dag Schölper Zwei Juristen, fünf Meinungen, wir wissen das. Also das ist nicht so ganz glasklar, wie stark der Verpflichtungsdruck ist, hier etwas zu tun. Und man könnte es natürlich auch innerhalb des Elterngeldes ein Stück weit regeln, dass man sagt, gut, diese ersten zwei Wochen, die sind im Rahmen der Elterngeldzeit nehmbar und hier hat man dann eine stärkere Verpflichtungswirkung gegen Arbeitgeber. Also das ließe sich alles durchaus irgendwie machen und vielleicht versteckt sich das auch hinter dem, was durchaus bei Union steht, dass hier die Elterngeld

00:38:00: Dag Schölper und Elternzeit-Gesetzgebung reformiert werden soll, modernisiert werden soll, ob das damit drinsteckt. Aber das ist Mutmaß und das kann ich nicht genau sagen.

00:38:09: Marco Mhm. Okay. Mhm.

00:38:11: Echte Papas Mamas Also der Wermutstropfen für mich ist ja, dass am Ende des Tages die Elternzeit, oder sagen wir mal, doch das Elterngeld korrigiert mich, ist ja von der guten Dame, Frau von der Leyen eingeführt worden, zu damaliger Zeit.

00:38:26: Echte Papas Mamas So sie ist ja schon damals CDU gewesen also ohne jetzt da viel tiefer einzusteigen politisch ich glaube das da kann man sich verlieren drin aber meine meine Hoffnung schon mal ist ja so ein bisschen das dort irgendwann mal wieder angeknüpftet um das Rad weiter zu drehen. Hoffen wir gut.

00:38:42: Dag Schölper Ja.

00:38:44: Marco Gut, dann hoffen wir mal alle, oder? Apropos hoffen und wünschen. Dag, was wäre denn dein größter Wunsch an die neue Bundesregierung, egal wie die Wahl jetzt ausgeht? Noch ist ja alles offen.

00:38:58: Dag Schölper Ja, genau. Also, ich glaube, jetzt er ist recht. Das ist so mal die Grundaussage. Also, gleichstellungsorientierte Männerpolitik, Gleichstellungspolitik, nicht so für sonnige Wohlfühlzeiten reserviert. Ja, ja, wenn wir uns das leisten können und wenn alles sonst erstmal irgendwie rund läuft, dann können wir darüber nochmal nachdenken, gucken, was geht, dann können wir Elternzelt weitermachen oder so.

00:39:20: Dag Schölper Nee, gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, da einen Fokus drauf zu richten. Und im letzten Jahr haben wir eine Umfrage beauftragt, wie die Männer eigentlich zur Gleichstellung stehen und zu Maßnahmen stehen. Und ganz klar ist, dass

00:39:39: Dag Schölper Über 80 Prozent der Männer finden Gleichstellung total wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das sagen die. Das sind jetzt deswegen nicht alles total die Speerspitze einer progressiven, aufbrechenden Bewegung oder sowas. Aber die sagen, das ist total wichtig. Und ich finde, dieses Signal zu hören,

00:39:56: Dag Schölper Das zeigt ja, es ist nicht irgendwie für, na ja, wenn wir auch noch irgendwie Luft und Lust haben, dann machen wir da ein bisschen was, sondern es ist den Menschen durchaus ein zentrales Thema. Sie wollen damit jetzt nicht jeden Tag behelligt werden und bequatscht werden. Also wir wissen schon, dass so Diskurse um Gleichstellungssprache und so viele, viele nervt. Aber das, was drinsteckt, wollen sie halt haben. Also das ist so ein bisschen so ein Dilemma dabei. Aber deswegen erst recht muss eine Politik sehr konstruktiv anpacken und die Dinge

00:40:23: Dag Schölper Und dazu gehört auch die Erkenntnis, dass zwei Drittel der Männer eben finden, Gleichstellungspolitik befasse sich noch zu wenig mit ihren Themen, Anliegen, Bedürfnissen und adressiert das zu wenig dezidiert. Also so dieses hintenrum ist es auch für Väter und Männer, von Nutzen ist es schön und gut.

00:40:38: Dag Schölper Aber sie erwarten eigentlich, dass man auch mal Themen identifiziert, wie so eine Väterfreistellung. Da sagen halt viele Männer, das müsste auch so genannt werden. Was nicht heißt, dass sie nicht auch sagen, ja klar, in lesbischen Partnerschaften soll auch die Partnerin davon profitieren. Aber könnte ich es nicht mal so klar benennen, dass ich auch mich adressiert fühle und dass ich als Mann, als Vater gemeint bin von der Maßnahme und das nicht sozusagen verschwindet hinter einem

00:41:05: Dag Schölper alle inkludierenden Begriffe. Das prallt so aufeinander. Wir wissen andere, die sagen, ne, diese ganze binäre Kram, Männer, Frauen, Väter, Mütter werden so gegeneinander gestellt und so abgegrenzt. Das ist uns zu hart. Da haben wir also auch so ein bisschen

00:41:21: Dag Schölper ich sag mal, einen kulturellen Clash, was die Erwartungen angeht, aber die von der Mehrheit her betrachtet, wollen halt viele Männer einfach, dass es mal klar adressiert wird und gesagt wird, was es auch für sie bringen würde. Und deswegen finde ich, die Politik muss da jetzt anpacken und wirklich rangehen und auch mal Maßnahmen benennen und nicht alles auf die großen Themen, die den Menschen natürlich wirklich unternehmen, wie Frieden oder Arbeitsplatzsicherheit und genug Einkommen, völlig klar. Aber das ist ja auch total eng.

00:41:22: Marco Mh.

00:41:49: Dag Schölper verkoppelt, wie wir gerade gesagt haben. Also wenn wir ein Pflegedilemma haben angesichts der demografischen Entwicklung, dann wollen die Männer wissen, wie kriege ich Geld verdienen und Oma pflegen unter einen Hut. Bitte erkläre es mir mal jemand politisch. Und das muss halt geschehen. Und das darf nicht immer weggewischt werden. Und ich glaube,

00:42:08: Dag Schölper Das ist mein Wunsch an die nächste Bundesregierung, egal welcher Couleur und auch meine Erwartung, weil das ist sonst demokratiegefährdend, wenn das nicht getan wird, Männer als Akteure von Gleichstellungspolitik und die Themen von Familie, Gleichstellung, Vereinbarkeit, Gendergesundheit und so weiter wirklich auch zu deklinieren und klar zu benennen.

00:42:31: Echte Papas Mamas Wenn ich es richtig interpretiert habe, gerade dann beobachtet ihr die Wahlprogramme. Also es tudeln ja jetzt so langsam die finalen Versionen ein, weil es sind ja noch nicht alle Parteitage durch, kommen ja noch Grüne, CDU kommt ja alles noch. Jetzt haben wir bei der CDU für Familien- und Bildungspolitik ungefähr 5,8 Prozent Raum im

00:42:39: Dag Schölper Ja.

00:42:56: Echte Papas Mamas Wahlprogramm insgesamt so und bei der FDP sind es sogar 10,8 Prozent. Mag man gar nicht glauben. Hat das Aussagekraft, wenn da mehr Platz einnehmen wird oder ist das, sind es viel mehr leere Versprechungen, Phrasen? Nee, wir müssen da was schreiben, führt das mal noch ein bisschen länger aus, machen wir noch mal einen längeren Satz draus, damit das wirkt, als würden wir viel mehr machen für die

00:43:21: Dag Schölper Ich würde es jetzt nicht ganz so spöttelnd machen, aber ein bisschen eine Zufälligkeit, wenn man jetzt Worte zählt, um Prozentanteil zu machen, steckt natürlich drin. Ich habe als Vorbereitung

00:43:23: Echte Papas Mamas Ja, es ist überspitzt natürlich, klar, aber...

00:43:39: Dag Schölper schon auch noch mal Chat-GBT, weil ich alle Programme nicht in Tiefe durchackern konnte, vor allem weil sie, wie du schon sagtest, zum Teil noch vorläufig sind, habe das dann mal durchzählen lassen. Und da merkt man ja schon, dass allein der Umfang insgesamt der vorliegenden Wahlprogramme sehr unterschiedlich ist, also von 40 bis 80 Seiten. Und wenn man dann sagt, wir wollen jetzt aber mal was zur Familie sagen und die FDP hat ein eher kürzeres Programm,

00:44:06: Dag Schölper dann wird es halt schnell überproportional im Vergleich zu anderen Dingen. Also das muss man ein bisschen mitdenken und trotzdem, die FDP ist jetzt nicht die Partei, wo man als erstes an Familienpolitik denken würde, sondern da ist halt Wirtschaftskompetenz oder Finanzkompetenz oder sowas

00:44:09: Echte Papas Mamas Ja okay, das muss man dazu sagen. Da hast du vollkommen recht, ja.

00:44:24: Dag Schölper so assoziativ mit verkoppelt. Und von daher macht es, glaube ich, Sinn, zu sagen, wir wollen uns hier profilieren in diesen Bereichen, wir wollen den Menschen, die uns wählen, eben neben Steuern senken und Freiheitsgrad und Chancengleichheit, das sind ja so die großen Stichworte, eben auch klar machen, wir haben dabei ein Familienbild. Und das ist nicht so ganz selbsterklärend. Und deswegen nehmen Sie sich da ein bisschen mehr Raum, um das auszubestablieren. So würde ich es jetzt erst mal, ich bin ja Politologe, an der Stelle interpretieren und gleichwohl

00:44:54: Dag Schölper finde ich das schon auch aussagekräftig, dass eine CDU, der man ja auf der anderen Seite unterstellt, dass ihnen das traditionelle Familienbild sehr wichtig wäre, im Verhältnis relativ wenige Worte dazu findet schon auch interessant.

00:45:09: Dag Schölper Ich habe reingeschaut, da sind eben klare Rückbezüge auf die gute alte Ehe. Wir wissen alle, was gemeint ist, müssen wir nicht viel sagen. Also ich spitze jetzt auch zu, aber das ist relativ einfach natürlich. Also wir sagen, das Ehegattensplittchen hat seine Berechtigung, das wollen wir ein bisschen modernisieren, aber das soll bleiben.

00:45:26: Dag Schölper Wenn die Dinge konservativ bleiben sollen, muss man sie ja nicht groß erklären. Deswegen ist es relativ nachvollziehbar. Und Sie haben jetzt die große Mühe gehabt, wir wollen die Finanzexperten und die Wirtschaftsexperten sein. Und das hat jetzt einfach Raum eingenommen im Entwurf des Programms. Deswegen finde ich das relativ nachvollziehbar. Ich habe trotzdem noch mal bei den anderen geschaut, was ist denn da so. Und da stelle ich so fest, dass jetzt SPD und Grüne

00:45:29: Echte Papas Mamas Ja das stimmt.

00:45:54: Dag Schölper Und auch die Linke sich relativ viel Platz dafür nehmen zu erklären, wie wollen sie das Zusammenleben von Familien und auch überhaupt gesellschaftspolitisch, das ist dort ein bisschen ausgeprägter. Und bei anderen ist das insgesamt eher ein bisschen weniger. Aber diese gehen dann eben mehr auf Sicherheit, Außenpolitik, Grenzsicherung, ja, die Migrationsfrage und so weiter ein. Was irgendwie vom politischen Bild irgendwie auch stimmig ist, was man da erwarten kann.

00:46:25: Marco Kommen wir noch einmal ganz kurz zurück zur FDP. Die haben wir ja gerade schon mal ausgiebig geschrieben. Die nimmt dafür, dass es so eine kleine Partei ist, ja. Aber kann sich ja wieder ändern. Also Christian Lindner wird ja demnächst auch zum ersten Mal Vater. Wir freuen uns schon. Und kürzlich hat er in diesem Zusammenhang ja gesagt, dass Elternzeit in seinem Job leider nicht vorgesehen ist.

00:46:29: Echte Papas Mamas Die nimmt aber ganz schön viel Raum ein heute.

00:46:34: Dag Schölper Das war's.

00:46:46: Marco was ja auch stimmt. Aber ich frage mich, müssten Politiker nicht eigentlich mit gutem Beispiel vorangehen? Würste es da nicht eine Klausel geben, die das aufhebt?

00:46:58: Dag Schölper Ja, tatsächlich hat es mich umgehauen, als ich das in dieser Klarheit und Eindeutigkeit, also da war ja nicht mal ein Rumgeeier, um zu sagen, immer mal schauen und es ist wirklich herausfordernd oder so. Also Politiker können ja sehr gut um den heißen Brei reden und so ein Image fabrizieren, dass so jeder reindeuten kann, was ihm gefällt, also der totale

00:47:18: Dag Schölper Arbeitsfreak, der sagt, na Herr, Kinder sind Sachen von Frauen, lasst mich damit in Ruhe, kann das da reinlesen und die anderen sagen, das ist aber ein moderner Vater, toll. Also das würde der ja können, davon gehe ich aus. Der hat ja glasklar gesagt, not my business, wenn ich in dieser verantwortungsvollen Position bin. Ich weiß gar nicht, welche er da meinte, ob noch Minister oder Parteivorsitzender oder was auch immer.

00:47:35: Echte Papas Mamas Ja.

00:47:40: Dag Schölper Jedenfalls fand ich das wirklich richtig katastrophal, dass er das in dieser Position, die er einnimmt und wofür er steht, das in dieser Klarheit so sagt, weil das ist ja wie so ein Freibrief an alle, ich sag jetzt mal so Manager-Verantwortungstragenden zu sagen. Also ja, klar, Vater werden, das schaffe ich schon irgendwie, aber dann diese Väterlichkeit leben, das ist erstmal nicht mein Job. Und ich finde,

00:48:05: Marco Ja, oder zwei Monate einfach in Elternzeit gehen. Ich meine zwei Monate.

00:48:07: Dag Schölper Genau. Ist nicht vorgesehen, mache ich deswegen nicht. Ist nicht vorgesehen, ist ja eh schon so eine verschiebe Antwort, weil jeder kann es selber auch ohne rechtliche Rahmenbedingungen. Er könnte auch sagen, ja, was interessiert mich die Elternzeit? Ich gehe erst mal ein halbes Jahr raus aus dem ganzen Betrieb und organisiere mir das und ich habe da Vertreter und da sind gute Leute, die können das auch und die können mich ja auch mal anrufen.

00:48:32: Dag Schölper Oder ich mache das in Teilzeit, nehme Elterngeld plus in Anspruch oder sowas. Da gäbe es ja Möglichkeiten und Wege. Da wären ja alles Mögliche drin. Aber wie gesagt, die Aussage war eine ganz andere. Der verantwortliche Führungskraft

00:48:37: Echte Papas Mamas Genau, ihr könnt ja Elterngeld kriegen.

00:48:48: Dag Schölper Typus, der hat sich da voll zu engagieren und nicht am Wickeltisch rumzulungern. Und das, finde ich, ist eine wirklich haarige Botschaft und konterkariert eigentlich alles das, was die FDP auch in den letzten Jahren an väterfreundlicher Politik in ihre Programmatik geschrieben hat und wofür sie immer laut gewesen ist, auf ihren Familienrechtskonferenzen, eine sehr starke Pro-Väter-Haltung, ich sage jetzt mal vorsichtig, proklamiert hat. Und das passt da überhaupt nicht zu.

00:49:15: Marco Interessierte Perspektive. Danke für die Einschätzung.

00:49:21: Dag Schölper Sehr gerne.

00:49:22: Echte Papas Mamas Spannend. Jetzt könnten wir angesichts dieses doch brisanten und sehr aktuellen Themas ja noch viel länger reden, würde dann aber wahrscheinlich die Zeit sprengen, leider. Marco, hast du noch eine letzte Frage?

00:49:38: Marco Nee, du kannst gerne.

00:49:40: Echte Papas Mamas Dann würde ich unsere letzte Frage stellen, die unsere Hörerinnen ja alle irgendwie glaube ich schon mal gehört haben, denn wir haben eine Papa-Playlist auf Spotify und wollen Musik hinzufügen und würden uns über deinen Wunsch freuen.

00:49:57: Echte Papas Mamas Ich bin gespannt, welche Musik man beim Lesen eines Wahlprogramms hören könnte. Ist es eher so Hardcore-Metal oder ist es eher Volksmusik? Ich hoffe nicht das Zweite, aber ich bin gespannt.

00:50:12: Dag Schölper Beim Lesen ist Wahlprogramm. Es gibt jetzt zwei Strategien. Soll mich das davon ablenken, dann wäre es vielleicht ein sehr fulminanter Sound einer Hardcore-Band. Sogar gut will ich das konzentriert lesen, dann vielleicht irgendeine seichte Fahrstuhlmusik. Aber zum Thema passend, finde ich, nicht nur

00:50:29: Echte Papas Mamas Klassiker. Ah, toll.

00:50:39: Dag Schölper weil es jetzt ein Jubiläum ist. Also Rio Reiser wäre 75 Jahre geworden und hat 1972, wir müssen hier rausgeschrieben. Und da geht es ja sehr stark um das Bild zwischen ihm und seinem Vater und wie eng die Dreiraumwohnung geworden ist und dass man hier raus muss und dass der Ausweg die Kneipe ist. Und ich will nicht so werden, wie mein Alter ist. Als eine Zeile da drin finde ich immer noch catchy, also der Generationenkonflikt und

00:50:42: Marco Ah, ja!

00:51:05: Dag Schölper Musikalisch finde ich das immer noch total schön. Also dieses hat auch so ein bisschen schon in den 70ern Dinge aus den USA aufgegriffen, hat so einen leichten Funky-Touches, aber so Frühpunk-Elemente. Also ich finde es auch musikalisch sehr spannend und von daher würde ich mir Tonsteine scherben, wir müssen hier rauswünschen.

00:51:18: Marco Ja. Okay, super. Ich hab gerade gedacht, so jetzt sagt er König von Deutschland. Dachte ich, würdest du jetzt sagen, das würde auch gut passen.

00:51:22: Echte Papas Mamas Sehr schön. Finde ich super.

00:51:30: Dag Schölper Das wäre jetzt zur vorletzten Frage durchaus naheliegend gewesen. Noch zu gespitzter alles Lüge, aber nein, nein, nein, nein. Ich finde hier zum Fetala-Podcast, wir müssen hier raus, besser.

00:51:46: Marco Gut, also dieses Lied kommt auf die Spotify-Playlist der echten Papas, die ihr abonnieren könnt. Jetzt kommt ein bisschen Werbung in einer Sache, die ihr abonnieren könnt, genauso wie unseren Podcast natürlich. Abonnieren, bewerten, mit mindestens fünf Sternen, anhören, weitersagen, empfehlen. Und wenn ihr eine Frage habt, könnt ihr uns natürlich auch schreiben zu dieser Folge oder eine allgemeine Frage. Und wohin die E-Mail geht, weiß natürlich der Flo mit der Adresse.

00:52:15: Echte Papas Mamas Genau, das geht immer noch an podcast.echtepappas.de. Da kommt in letzter Zeit sehr viel rein. Ich freue mich. Vielen Dank. Sehr gerne weitermachen.

00:52:21: Marco Stimmt, viele, viele gute Anregungen. Gut, und wo wir gerade bei der Werbung sind, wir haben es ja anfangs schon erwähnt, Bundesforum Männer findet man tatsächlich, wenn man es einmal googelt, landet man sofort auf der Seite. Du hast auch schon gesagt, auf Instagram seid ihr gerade sehr aktiv mit Männer gegen rechts. Ja, auch eine total coole Aktion. Gibt es noch irgendwas in den nächsten Wochen und Monaten, wo du unsere Hörer und Hörerinnen gerne nochmal aufmerksam machen würdest?

00:52:46: Dag Schölper Also unbedingt, ich habe es auch vorhin gesagt, Männerberatungsnetz.de. Also wenn man mal irgendwie eine Frage, eine Krise, ein Problem oder jemanden kennt, der vielleicht Hilfe gut gebrauchen könnte, da kann man sich aufschlauen, wo es Anlaufstellen gibt.

00:53:01: Echte Papas Mamas Sehr schön. Das wollte ich gerade sagen, ich glaube, das

00:53:02: Marco Cool. Dann vielen, vielen Dank, dass du da warst. Ach, eine letzte Frage habe ich noch. Was willst du eigentlich?

00:53:08: Dag Schölper Sag ich nicht, weiß ich aber. Ehrlich gesagt, ich weiß es noch nicht so ganz genau. Herz-Leidenschaft-Verstand muss ja nochmal gut abgewogen werden.

00:53:21: Echte Papas Mamas Du hattest vorhin ChatGPT gesagt, ich habe ja auch, ich habe, ich habe uns als Familienprompt gebaut, um sozusagen unsere Werte, also Familienwerte mal mit den Programmen zu matchen und mal zu gucken, welches Programm passt dann am besten zu unserer Familie. Ich finde, man sollte unabhängig von ChatGPT sich auf jeden Fall mit dem Wahlprogramm wirklich auseinandersetzen. Ich glaube, die Arbeit sollte man sich tun, um da mitreden zu können, aber auch um zu wissen, was man wirklich will.

00:53:52: Echte Papas Mamas Das mal jetzt aufrufen. Sollen, unbedingt sollen, also alle Wahlen, wählen gehen, nicht wahlen, zur Wahl ohne würde ich sagen. Total.

00:53:52: Marco Okay, gut, okay. Also wir hoffen einfach, wir haben ja noch ein paar Tage Zeit, bis wir alle unser Kreuzchen machen wollen, müssen, können, dürfen. Genau.

00:54:07: Dag Schölper Also dürfen und sollen, finde ich in dem Fall, in einer guten Balance. Also die Freiheit wählen zu können, ist wirklich ein riesengroßes Privileg und von daher bitte unbedingt von Gebrauch machen und sagen, wofür man steht.

00:54:22: Marco Gut, wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis am Wahlabend und wir hoffen, Doug, dass wir dich nicht erst wieder in vier Jahren hier hören und sehen, sondern vielleicht schon früher und dann mit etwas positiveren Nachrichten. Von wegen so keine Kindergrundsicherung, keine Familienstartzeit. Gut. Okay, super. Dann manifestieren wir das. Ja, vielen Dank. Schön, dass du da warst und alle anderen hören wir in zwei Wochen wieder. Bis dann. Tschüss.

00:54:22: Echte Papas Mamas Ja. Schön, dass du da warst. Genau, ich freue mich.

00:54:39: Dag Schölper Ich bin total dafür, auch gerne für die positiveren Nachrichten. Tschüss.

00:54:52: Echte Papas Mamas Tschüss.

Über diesen Podcast

Der Podcast der Echten Papas ist die Anlaufstelle für alle Väter – und die Menschen, die es werden wollen! Wir sprechen offen über die Freuden, Herausforderungen und Konflikte des Vaterseins und geben Impulse für Veränderung. Mit spannenden Gästen wie Müttern, Vätern, Experten und Coaches setzen wir uns für eine Gesellschaft ein, in der Väter ihre Rolle selbstbewusst und aktiv leben können.

Von Vereinbarkeit und mentaler Gesundheit bis hin zu Erziehung und Väterrechten – wir sind die Stimme für moderne Väter und ihre Themen. Werdet Teil unserer Community, hört rein und bewegt mit uns die Väterwelt!

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